Astigmatismus

Wie im letzten Beitrag bereits angekündigt, kommt nun hier der neue Beitrag zum Thema Astigmatismus.
Hier bekommt ihr erst einmal eine Übersicht von den Arten:

Der Astigmatismus wird in 2 Arten unterteilt, zum einen gibt es den Astigmatismus irregularis und zum anderen den Astigmatismus regularis. In diesem Beitrag geht es hauptsächlich um den Astigmatismus regularis, da der irregularis für uns nicht so relevant ist.

Aber erst einmal beantworte ich euch die Frage:
“Was bedeutet eigentlich Astigmatismus?”

Der Astigmatismus oder auch Stabsichtigkeit genannt, bezeichnet eine “verzerrte Abbildung bzw. Wahrnehmung”. Die Lichtstrahlen die aufs Auge treffen, bündeln sich nicht auf einen Punkt, sondern werden hier horizontal und vertikal unterschiedlich gebrochen. Dadurch entsteht keine punktuelle Abbildung, sondern eine verzerrte Abbildung.

Astigmatismus irregularis

Bei dieser Art spricht man von einem “unregelmäßigen Astigmatismus”. Wenn die 2 Hauptschnitte des Auges nicht 90° zueinander sind und/oder die Hornhaut des Auges stark vernarbt oder sehr uneben ist, dann handelt es sich um einen Astigmatismus irregularis. Diesen könnt ihr mit torischen Brillengläsern nicht korrigieren. Hier bleibt uns lediglich die Möglichkeit den Kunden mit formstabilen CL zu korrigieren.
Da sich bei formstabilen Kontaktlinsen eine Tränenlinse zwischen Hornhaut und CL bildet, werden die Unebenheiten optisch ausgeglichen. Die formstabile Kontaktlinse muss hier allerdings individuell angefertigt werden.

Astigmatismus regularis

Hier handelt es sich um einen “regelmäßigen Astigmatismus”. Die Hornhaut weist hier 2 unterschiedliche Krümmungsradien auf, wodurch diese Ellipsenförmig ist. Durch diese Form kommt es zu einer zusätzlichen Fehlsichtigkeit.

Man unterscheidet bei dieser Art, verschiedene Varianten bzw. Formen des Astigmatismus. Zum einen muss man Unterscheiden um welche Fehlsichtigkeit es sich bei dem Kunden generell handelt.
Ist dieser weitsichtig (hyerop) oder kurzsichtig (myop)?

Ist der Kunde weitsichtig, so handelt es sich um einen Astigmatismus regularis hyperopicus. Ist der Kunde kurzsichtig, so handelt es sich um einen Astigmatismus regularis myopicus.

Wenn wir die Art der Fehlsichtigkeit haben, folgt die Art der Zusammensetzung. Hier schaut man sich die beiden Hauptschnitte an und schaut auch hier nach der Fehlsichtigkeit. Auch hier gibt es 3 Möglichkeiten.

  1. Variante
    Zum einen gibt es den compositus. Bei dieser Variante liegen beide Hauptschnitte bei einer Fehlsichtigkeit.
    Um es anschaulicher zu machen, hier ein Beispiel:

Wir haben ein Auge mit folgender Fehlsichtigkeit:
sph -1,0 cyl -0,5 Achse 90°
Hier ist zu beachten, dass es 2 unterschiedliche Schreibweisen gibt! Zum einen gibt es die Minuszylinderschreibweise und die Pluszylinderschreibweise.
Bei unserem Beispiel wäre also die Pluszylinderschreibweise folgende:
sph -1,5 cyl +0,5 Achse 180°

Wir schauen bei der Art der Zusammensetzung immer auf den sphärischen Wert. In unserem Beispiel liegen beide Werte bei Minus, also beide Hauptschnitte sind kurzsichtig. Bei diesem Beispiel handelt es sich daher um einen Astigmatismus regularis myopicus compositus.

  1. Variante
    Eine weitere Möglichkeit ist der simplex. Bei dieser Form liegt ein Hauptschnitt direkt auf der Netzhaut, der andere davor oder dahinter (je nach Fehlsichtigkeit).
    Auch hier wieder ein Beispiel:

Wir haben ein Auge mit folgender Fehlsichtigkeit:
sph 0,0 cyl -0,75 Achse 90°
In der Pluszylinderschreibweise hätten wir somit folgenden Wert:
sph -0,75 cyl +0,75 Achse 180°

In unserem Beispiel liegt der sphärische Wert bei der Minuszylinderschreibweise bei 0,0 dpt, in der Pluszylinderschreibweise bei -0,75 dpt. Bei diesem Beispiel handelt es sich also um einen Astigmatismus regularis myopicus simplex.

  1. Variante
    Die letzte Variante ist der mixtus. Hier liegen die beiden Hauptschnitte sowohl vor als auch hinter der Netzhaut. Dies bedeutet dass das Auge sowohl kurzsichtig als auch weitsichtig ist. Hier ein Beispiel:

Wir haben ein Auge mit folgender Fehlsichtigkeit:
sph +0,5 cyl -0,75 Achse 90°
In der Pluszylinderschreibweise hätten wir somit folgenden Wert:
sph -0,25 cyl +0,75 Achse 180°

Ihr seht nun dass dieses Auge in der einen Schreibweise kurzsichtig ist und in der anderen Schreibweise weitsichtig ist. Dies hat zur Folge dass ihr nicht unbedingt die Fehlsichtigkeit benennen könnt. Hier handelt es sich um einen Astigmatismus regularis mixtus.

Haben wir nun auch die Art der Zusammensetzung, folgt zum Schluss die Bestimmung der Achslage. Hier ist zu beachten, dass man immer von der Pluszylinderschreibweise ausgeht. Man unterscheidet hier folgende 3 Möglichkeiten:

Aber auch hier gibt es gewisse Toleranzen. Um einen rectus handelt es sich, wenn die Achslage in der Pluszylinderschreibweise bei 90° liegt. Wobei hier eine Toleranz von +/- 15-20° zu beachten ist. Also auch bei Achslage 75° handelt es sich um einen rectus.
Habt ihr eine Achslage von 180° bzw. 0° handelt es sich um einen inversus. Auch hier gilt wieder die Toleranz von +/- 15-20°. Bei schrägen Achslagen wie 45° oder 135° handelt es sich um einen obliquus, aber auch hier wieder mit Berücksichtigung der Toleranz.

Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag den Astigmatismus und deren Arten verständlich, als auch anschaulich erklären. Solltet ihr Fragen haben, schreibt mir gerne in den Kommentaren. Im nächsten Beitrag werde ich euch die Presbyopie erklären.

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